Daniela hatte im Blog Kinderohren Ende letzte Jahres eine Umfrage durchgeführt, bei der sie herausfinden wollte, welches die liebsten Kinderbücher der DDR-Kinder waren. Als ich darüber nachdachte und alte Kisten durchwühlte, fielen mir einige interessante astronomische Zeitzeugen in die Hände, an die ich teilweise schon sehr lange nicht mehr dachte.
Auch oder weil diese aus Zeiten stammen, als Astronomie noch nicht ein wirkliches Hobby von mir war, möchte sie euch nicht vorenthalten und ungeordnet monatlich eins vorstellen.
Wer macht mit?
Außerdem denke ich mir, dass auch bei euch noch viele Schätze liegen, die das Licht der Öffentlichkeit verdient haben.
Also, wer von euch hat Aufzeichnungen, Bücher, Bilder, Erinnerungen … aus seiner Kindheit oder Jugend die ihn mehr aber auch weniger motiviert haben, sich mit Astronomie zu beschäftigen?
- Was waren eure Lieblingsbücher?
- Welche findet ihr heute noch schön, in welche schaut ihr vielleicht heute noch rein?
- Welche Bücher haben eure Kinder geerbt?
- Was waren beliebte (astronomische) Fernseh- oder Radiosendungen (wissenschaftlich oder auch nicht)?
- Welche Kinofilme?
- Habt ihr vielleicht damals schon selber Texte geschrieben, Bilder gemalt oder Fotos gemacht?
- Wäre prima, wenn es neben dem Titel, auch eine Story dazu gibt.
- Was hat euch daran besonders gefallen?
- Warum würdet ihr es heute noch empfehlen (oder nicht)?
- Warum habt ihr den Text, das Bild, das Foto gemacht?
Schickt mir euer #ZeitZeugnis und erklärt euch mit der Veröffentlichung einverstanden (oder auch nicht und ich mach eine „eigene“ Story draus). Ich bin sicher, das wird auch für euch noch mal sehr interessant.
Schon jetzt vielen Dank und viele Grüße
Na, da sollten wir doch auf jeden Fall mal einen extra Beitrag draus machen. Ich melde mich bei dir!
Das ist ja mal eine Schöne Idee. Gerne beteilige ich mich an Deinem Aufruf. Ich liebe Zeitzeugen und deren Geschichten, finde so etwas sehr spannend und lese es gern. Nun könnte ich es mir ja in Deinem Aufruf einfach machen, denn ich habe ein Buch geschrieben, das mein biographisches und astronomisches Zeitzeugnis im grunde ist. Es heißt „Blind zu den Sternen – mein Weg als Astronom“ von Gerhard Jaworek und ist 2015 im Aquensis-Verlag Baden-Baden erschienen. Momentan bereite ich eine aktualisierte Version in Englisch vor. Aber Dein Aufruf ist keine Werbeveranstaltung. Dennoch, wer gerne so etwas biographisches liest, darf sich gerne mein Buch…
Da es für uns Menschen mit Blindheit quasi nichts zu Astronomie gab, keine Bücher in Blindenschrift, kaum Modelle, höchstens ganz wenige Hörbücher, konnte ich meinen Wissensdurst dazu erst stillen, als ich quasi erwachsen war. Dennoch habe ich immer schon ein angeborenes Interesse zu Astronomie und Technik gehabt. Ich habe alles aufgesaugt, was ich in Radio und Fernsehen dazu hörte. Jetzt picke ich hier mal einige wenige ganz prägende und wegweisende Sendungen und Hörbücher heraus. Wer dann lust auf mehr bekommt, siehe oben.
Mitte der Achtziger Jahre wurde ich auf die Radiosendungen von Joachim Ernst Behrendt aufmerksam. Er ist auch unter dem Namen „Jazz-Papst“ bekannt. Er befasste sich sehr viel mit Klängen, Schwingungen Schall und Klang. Für ihn war das Motto „Alles, das schwingt, klingt“. Hören war ihm ganz wichtig. Er setzte sich stets dafür ein, das Ohr wieder mehr zu beachten, und nicht nur das Auge. In seinen Sendungen „Das Ohr ist der Weg“, das dazugehörige Buch heißt „Das dritte Ohr“, und „Nada Brama – Die Welt ist Klang“, gleichnamiges Buch, öffnete er mir eine ganz neue Welt, eine ganzheitliche Welt, die weit über die Astronomie hinaus geht. Ich hörte Sonnenwinde, Planetentöne, Pulsare, Planetenbahnen und vieles mehr. Alles eingebettet in einen ganzheitlichen Kontext von Religion, Philosophie, Literatur, Geschichte, bis hin zu moderner Quantenphysik. Bis heute spiele ich derartige Geräusche in meinen Vorträgen, Seminaren und Workshops ab. Es sind durch das Internet viel mehr geräusche im Netz zu haben, denn die großen Weltraumorganisationen sonifizieren (vertonen) immer mehr Weltraumphänomene. So kann man Teilchenströme, besser gesagt, deren Radiowellen hören, Nordlichter, und vieles mehr. Aktuell kristalisiert sich durch den erbrachten Nachweis von Gravitationswellen eine ganz neue Astronomie heraus. Das Beben der Raumzeit ist, und das wird von den Astrophysikern durchaus so gesehen, eher mit Schall und Hören zu vergleichen, als ein elektromagnetisches Wellenphänomen mit Sehen.
Anfang der neunziger Jahre entdeckte ich in einer unseren Hörbüchereien für Menschen mit Blindheit, die beiden Bücher „Den Geheimnissen der Sonne auf der Spur“ und „Schwarze Sonne, roter Mond“ von Prof. Rudolf Kippenhahn. Diese Bücher beschrieben z. B. das Aussehen eines Sonnenflecks, den Aufbau eines Teleskops, die Phänomene Sonnen- und Mondfinsternis, so detailliert, dass ich mir auch ohne die Abbildungen zu sehen, vorstellen konnte, wie alles funktioniert. Die Abbildungen waren so beschriftet, als hätte er an uns blinde Astronomen gedacht. Heute, wo ich durch moderne Technologie Zugriff auf mehr Modelle und taktile Abbildungen habe, als früher, weiß ich, dass die Vorstellungen, die ich mir anhand seiner Erklärungen machte, richtig waren. Bis heute schaue ich dann und wann in diese Bücher hinein und höre auch noch in die erwähnten Sendungen.
Ich war Ende der Achziger auch mal auf einem Vortrag von Kippenhahn in Stuttgart über die Sonne. Danach fand eine Ausstellung statt. Von ihm ausdrücklich erwünscht, durfte ich einen riesigen Meteoriten aus Metall anfassen. Spätestens ab da, war ich in meinem Herzen Astronom geworden. Apropos Meteorit. Die Schönste Beschreibung eines derartigen Fundes, dürfte sich im Buch „Wind, Sand und Sterne“, Kapitel, „Eine Stadt in der Wüste“, von Saint Exupery finden. Und literarisch die schönste Beschreibung einer Sonnenfinsternis ist die von Adalbert Stifter.
Ich denke schon, dass die hier erwähnten Medien ein wesentlicher Antrieb waren, hier weiter zu gehen, und zu versuchen, Astronomie zu treiben, obwohl ich noch nie einen Stern, außer früher unsere Sonne, sah, und den Mond nur ein einziges Mal in einem Teleskop, bevor ich ganz erblindete.
So, das ist jetzt mal ein wirklich nur ganz kleiner Teil von mir und meinem Weg zur Astronomie. Ich hoffe, es bereitet etwas Freude.