Habt ihr Lust auf einen Spaziergang am Abendhimmel? Ihr müsst euch auch gar nicht viel bewegen. Vielleicht ein bisschen und die Augen ein bisschen mehr. Sucht euch einfach einen Platz mit freier Sicht zum Horizont. Es sollten möglichst wenig Bäume, Häuser oder Berge dort zu sehen sein. Vielleicht müsst ihr ja zwischendurch auch den Platz wechseln, um in verschiedene Richtungen gute Sicht zu haben. Überlegt euch schon mal, von wo aus ihr am besten schauen könnt. Super wäre außerdem, wenn es dort keine zu helle Beleuchtung gibt.
Heute ist der 22. September. Es ist Sonnabend, Ihr dürft (vielleicht deshalb) etwas länger auf bleiben. Es ist 20 Uhr. In wenigen Stunden fängt der Herbst an.
Vor ungefähr einer Stunde ist die Sonne unter gegangen. Konntet ihr sie beim Untergehen sehen? Wenn ihr nicht von Bergen, Häusern oder anderen Erhöhungen umgeben seid, so ist sie jetzt zum Herbstbeginn genau im Westen verschwunden. Erinnert ihr euch noch, wo sie das ungefähr war?
Schaut nun genau in diese Richtung! Wahrscheinlich leuchtet es am Horizont noch etwas. Aber die ersten Sterne sollten auch schon zu sehen sein.
Blickt ihr nun vom Horizont aus etwas nach oben, seht ihr einen besonders hell leuchtenden Stern. Das ist Arktur, der Hauptstern im Bärenhüter.
Dreht euch nun langsam ein wenig nach links.
Knapp über dem Horizont steht ein weiterer besonders heller Lichtpunkt. Diesmal ist es aber kein Stern. Nein, der Planet Jupiter lugt über den Rand. Der fünfte Planet in unserem Sonnensystem ist ein großer Riese aus Gas. Lange ist er nun aber nicht mehr am Abendhimmel zu sehen.
Und weiter geht es im Kreis. Eine viertel Drehung habt ihr schon geschafft. Etwas höher, aber auch dunkler als Jupiter seht ihr nun den Planeten Saturn. Auch er ist ein Riese aus Gas. Seine sehr schönen Ringe könnt ihr ohne Teleskop leider nicht sehen. Ihr solltet sie euch aber unbedingt mal ansehen. Besucht doch mal eine Sternwarte.
Nicht ganz so weit wie Jupiter von Saturn entfernt und in der anderen Richtung findet ihr einen leicht rötlich leuchten Punkt. Das ist unser Nachbarplanet Mars. Wer weiß, vielleicht werdet ihr ja mal von ihm aus zur Erde schauen.
Wieder ein Stückchen weiter – na klar, der Mond. Den könnt ihr gar nicht übersehen. In 3 Tagen ist Vollmond und so überstrahlt er schon jetzt viele der Sterne in seiner Nähe.
Dreht euch weiter, bis ihr den Sonnenuntergang im Rücken habt.
Erkennt ihr das auf der Spitze stehende Viereck? Das ist das Herbstviereck. Es sind die Sterne Algenib, Scheat, Markab und Sirrah. Die ersten drei gehören zum Sternbild Pegasus. Bei diesem Pferd mit Flügeln zeigen die Beine jedoch nach oben.
Sirrah und ein paar weitere helle Sterne links vom Pegasus bilden wie eine Sternenkette das Sternbild Andromeda (siehe auch hier).
Noch weiter links steht dann der Perseus, der Retter der Andromeda. Der Hauptstern befindet sich in der Näher einiger schwächer leuchtender Sterne und heißt Mirfak.
Fast im Norden steht der Stern Capella im Sternbild Fuhrmann.
Bevor der Kreis nun geschlossen ist, werfen wir noch einen Blick auf den großen Wagen. In Herbst steht er gut sichtbar, „richtig herum“ und ziemlich hoch am Himmel. Doch ist der „Große Wagen“ ja gar kein richtiges Sternbild. Die Sterne gehören zur „Großen Bärin„. Aber die ist recht schlecht zu erkennen.
Ihr wisst Bescheid? Den Abstand der hinteren, also rechten beiden Sterne 5-mal nach oben verlängert, so kommt man zum Polarstern. Der ist auch wieder Teil des kleinen Wagen oder besser des kleinen Bären. Aber die anderen Sterne dieses Sternbildes sind auch ziemlich schwer zu sehen.
Wenn ihr jetzt ungefähr den gleichen Abstand noch mal weiter blickt, seht ihr eine Sternenanordnung in Form eines auf der Seite liegenden W. Das ist Kassiopeia.
Da wir den Kopf nun schon so weit oben haben, schauen wir mal ganz genau über uns. OK, vielleicht ein klein bisschen in Richtung Süden. Hier leuchtet die helle Vega. Mit etwas Anstrengung erkennt ihr etwas unterhalb des Sternes ein längliches Viereck. Dieses bildet zusammen mit Vega die Leier. Das ist ein Musikinstrument; eine kleine Harfe, wie die, mit der Ulme bei „Wickie“ immer spielte.
Könnt ihr den Kopf noch etwas im Nacken halten? Dann dreht euch wieder etwas nach links. Da fliegt der Schwan. Seinen Schwanz bildet der helle Stern Deneb. Weiter nach rechts unten der schlanke Körper und Hals und oben und unten die Flügel.
Nun könnt ihr den Kopf wieder senken. Auf halber Strecke zum Mars steht noch ein heller Stern – Altair. Das ist der Kopf des Adlers auf seinem Weg in die Höhe.
Vega, Deneb und Altair bilden zusammen das Sommerdreieck.
So, nun habt ihr die wichtigsten Sterne und Sternbilder des frühen Herbsthimmels gesehen. Wisst ihr noch, welche das waren? Wir sahen die Planeten:
- Jupiter
- Saturn
- Mars
Die Venus geht inzwischen gleichzeitig mit der Sonne unter und Merkur steht einfach zu dicht bei der Sonne. Die anderen Planeten sind eh nicht ohne Hilfsmittel zu sehen.
Außerdem sahen wir die Sterne:
- Arktur
- Algenib
- Scheat
- Markab
- Sirrah
- Mirfak
- Capella
- Polarstern
- Vega
- Deneb
- Altair
und die Sternbilder:
- Bärenhüter
- Pegasus
- Andromeda
- Perseus
- Fuhrmann
- Große Bärin
- Kleiner Bär
- Kassiopeia
- Leier
- Schwan
- Adlers
Nicht alle gemerkt? Macht nichts, ich kann die auch nicht behalten. Aber vielleicht erkennt ihr beim nächsten Mal ja was wieder.
Merkt euch auf jeden Fall wo Westen ist. Zu wissen, wo die Himmelsrichtungen sind, kann man immer mal gebrauchen. Und – vielleicht beginnen wir unsere nächste Wanderung ja wieder da.
Wenn heute doch nicht Sonnabend der 22. September ist, weil ihr keine Zeit hattet oder der Himmel voller Wolken hing, könnt ihr die Wanderung auch später nachholen. Dazu einige Hinweise:
- Alle 15 Tage später stehen die Sterne eine Stunde früher an der selben Stelle. Wenn ihr also erst Anfang Oktober „wandern“ könnt, seht ihr die Sterne schon gegen 19 Uhr an den beschriebenen Positionen. Nur ist es dann noch nicht ganz so dunkel.
- Der Mond wandert natürlich weiter und ist jeden Tag weiter links zu sehen. Erst wird er noch etwas heller, nach dem Vollmond am 25. nimmt er wieder ab.
- Auch die Bewegung der Planeten ist nicht so deutlich zu sehen. Nur Jupiter wird immer schwieriger zu erkennen sein.
Also, viel Spaß bei eurer Sternenwanderung. Wer weiß, vielleicht begegnen sich ja unsere Blicke.